Montag, 25. März 2013

Gänse, Hase und Mensch



Ein eisiger Ostwind fegt über die Felder und legt den Schnee als hohe Dünen hinter den Knicks ab.

Die Graugänse im Moor waren schon vor Wochen so weit, dass sie unter großem Geschrei Paare gebildet und Nistplätze bezogen haben. In dieser Zeit sind sie entweder zu zweit oder zu dritt oder allein geflogen – Familiengründung dauert eine Weile und verursacht viel Lärm und Bewegung.

Jetzt sitzen sie zu hunderten zusammen auf einem Feld im Schnee, durch den Knick einigermaßen windgeschützt. Einige nur bleiben wachsam mit erhobenem Kopf, die meisten scheinen zu schlafen, vermutlich um so wenig Energie wie möglich zu verbrauchen.

Ich bewege mich vorsichtig und sehr langsam auf der anderen Seite des Knicks. Auf keinen Fall will ich die Gänse aufscheuchen.

Auf einmal heben alle Tiere gleichzeitig den Kopf in einer ruckartigen Bewegung, alle Schnäbel zeigen in dieselbe Richtung. Was können sie so schnell wahrgenommen haben?

Im nächsten Moment fliegen alle zweihundert gleichzeitig auf. Ein Rauschen ist das, ein Flügelschlagen, eine Wolke voller Bewegung und Geschrei.

Was hat sie gestört? Ich sehe mich um. Ja, da aus dem Knick läuft ein Tier auf die Gänse zu. Ein Fuchs?

Nein, kaum zu glauben, es ist ein Hase! Ein Feldhase, der in großen Zickzackschwüngen durch den Schnee rennt, mitten in die Gänsewolke hinein.

Die Gänse drehen eine Runde über mir, jetzt könnte ich sie gut fotografieren, wenn ich eine Vogelfotografin wäre. Bin ich nicht.

Also beobachte ich, die Kamera über die Schulter gehängt, wie sich die Gänse nach und nach niederlassen, als wäre nichts gewesen.

Vermutlich war doch ich es, die sie aufgescheucht hat, weil ich den Hasen unwissentlich aus dem Knick vertrieben habe.

Meine bloße Anwesenheit greift ins Ganze ein, bei aller Vorsicht. Wir sind alle miteinander verbunden.

Wir alle, Gänse, Hasen und Menschen wünschen uns an diesem 25. März 2013 eins: endlich Frühling!

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